Florian und ich haben beschlossen, dass Blogeinträge über Sarah künftig in unserem gemeinsamen Blog stehen. Wer Interesse hat, schaut also unter familietischner.de nach.
Nachdem ich heute mal das Wort “Erziehung” zur Bezeichnung meiner aktuellen Tätigkeit benutzt habe, habe ich darüber nachgedacht, was Erziehung eigentlich bedeutet. Bevor ich Mutter wurde, dachte ich dabei im Wesentlichen an gutes Benehmen und so.
Und nun? Sarah ist gerade mal neun Monate alt, da kann man gutes Benehmen noch nicht wirklich beibringen. Wir versuchen zwar, ihr klarzumachen, dass sie nicht mit Kabeln spielen soll, aber bislang mit mäßigem Erfolg (außer dem Erfolg, dass wir alle Kabel soweit möglich in Sicherheit gebracht haben). Die Erziehung hat aber trotzdem schon begonnen. Wir treffen regelmäßig Entscheidungen, die sich auf Sarah auswirken. Das mit den Kabeln ist da eine eher kleine Sache. Andere Beispiele sind, dass der Fernseher erst eingeschaltet wird, wenn Sarah schläft, dass wir zusammen essen oder dass Sarah noch kein Essen bekommt, bei dem Zucker hinzugefügt wurde.
Das wichtigste aber ist etwas, was ich als so selbstverständlich ansehe (was es leider nicht ist), dass mir erst heute aufgefallen ist, dass es auch zur Erziehung gehört. Sarah lernt, dass sie geliebt wird. Das ist keine Erziehung, die man großartig studieren oder diskutieren muss, sondern das geht ganz automatisch, indem wir mit ihr schmusen, mit ihr spielen, geduldig beim Füttern sind und indem wir sie auf den Arm nehmen und trösten, wenn sie sich mal wieder den Kopf gestoßen hat. Und wir merken, dass Sarah das auch schon mit neun Monaten versteht, weil sie gerne auf den Arm genommen wird und weil sie sich riesig freut, wenn Florian nach Hause kommt.
Nach langer Zeit schreibe ich mal wieder über ein Buch. Ich lese gerade “Schweinsgalopp” von Terry Pratchett. Wie alle Scheibenwelt-Romane sehr lesenswert, von daher bräuchte ich eigentlich nicht viel darüber schreiben.
Allerdings bin ich gestern über eine Aussage gestolpert, die ich doch so gut fand, das ich sie zitieren möchte: “Barmherzigkeit besteht nicht darin, den Leuten das zu geben, was man ihnen geben möchte. Man sollte vielmehr an das denken, was sie brauchen.” Das möchte ich jetzt ohne weitere Kommentare so stehen lassen.
Und wenn ich schon dabei bin, noch eine Szene, die ich sehr gut finde. Dazu ist zu sagen, dass Tod (Sensenmann als Personifikation des Todes) gerade den Schneevater (bringt an Silvester Geschenke, entspricht dem Weihnachtsmann) vertritt. Jedenfalls fragt Tod seinen menschlichen Diener Albert, warum reiche Kinder viele Silvestergeschenke bekommen und arme Kinder wenige. Daraus wird eine allgemeine Diskussion über Arm und Reich und Gerechtigkeit. Das alles wiederzugeben, wäre etwas viel, aber ich finde es immer wieder gut, wenn Tod so manche Sachen hinterfragt, weil er nun mal überhaupt keine Ahnung vom Leben hat (oder von Türgriffen, weil er keine Tür braucht) und Fragen stellt, die man sich teilweise schon lange nicht mehr stellt, weil man keine zufriedenstellende Antwort darauf hat.
Generell kann ich nur mal wieder sagen, dass die Scheibenwelt-Bücher moderne Fabeln sind, die einen oft zum Nachdenken anregen und oft auch zum Schmunzeln bringen.
Ich bin ja kein Fan von Jammerposts und ich kenne auch den Spruch “Ein Unglück kommt selten allein”, aber auch wenn der Begriff “Unglück” übertrieben ist, reicht es langsam:
Genug gejammert. Immerhin geht es Sarah gut. 🙂